Den bayerischen Märchenkönig Ludwig II. und den Komponisten Richard Wagner verband ein besonderes und inniges Verhältnis. Ludwig II. galt als großer Liebhaber der Kunst und Kultur und insbesondere für die Werke Wagners hegte er eine große Faszination. Er förderte den verschuldeten Komponisten wo er nur konnte, und die Sagen- und Märchenwelt, die Wagner häufig in seinen Werken thematisierte, ist auf unzähligen Gemälden und Wandmalereien in den Schlössern des Märchenkönigs dargestellt.
Es war im Jahre 1861, als der damalige Kronprinz Ludwig II. zum ersten Mal die Wagner-Opern Tannhäuser und Lohengrin sah. Wahrscheinlich entstand daraus seine besondere Vorliebe für die Werke Wagners und die darin thematisierte Sagen- und Märchenwelt. Nach dem Tod seines Vaters Maximilian II. am 10. März 1864, wurde Ludwig II. im Alter von nur 18 Jahren zum König von Bayern proklamiert. Von Beginn seiner Regentschaft an, machte er sich einen Namen als großer Förderer der Kunst und Kultur. Insbesondere Richard Wagner profitierte in der Folgezeit davon. Nur rund 2 Monate nach seiner Ernennung zum König, traf Ludwig II. den Komponisten erstmals. Es entwickelte sich schnell eine innige Freundschaft zwischen dem Märchenkönig und dem zur damaligen Zeit kränkelnden und verschuldeten Wagner. Ludwig II. ließ Wagner beträchtliche Geldsummen zukommen und finanzierte dessen Musikdrama „Der Ring des Nibelungen“. Wagner, der in König Ludwig II. seinen Retter sah, tat indes alles um den König in seinen jugendlichen Schwärmereien und Idealen zu bestärken. Am 10. Juni 1865 kam es in München zur Uraufführung des Wagner-Werkes „Tristan und Isolde“. Vom Volke umjubelt wurde Ludwig II. im königlichen Hoftheater empfangen und am Ende der Aufführung feierte das Publikum auch den Komponisten mit minutenlangen Beifallsstürmen.
Da sich Richard Wagner aufgrund seines ausufernden Lebensstils und einer gewissen Arroganz in Bayern viele Feinde gemacht hatte und nun auch noch versuchte beim König politischen Einfluss zu gewinnen, nahm der Druck von Seiten der Staatsregierung und der Münchner Bürger auf Ludwig II. zu, Wagner aus Bayern zu verweisen. Um eine Eskalation zu verhindern, musste der Monarch schließlich nachgeben und er forderte Wagner im Dezember 1865 auf Bayern zu verlassen. Die Freundschaft der beiden Männer wurde dadurch allerdings nicht weiter beeinträchtigt. Nachdem er Wagner des Landes verwiesen hatte, litt Ludwig zeitweise an Depressionen und dachte sogar an Rücktritt. Wagner wirkte jedoch besänftigend auf den König ein und hielt ihn davon ab. Die Wagner-Opern „Die Meistersinger von Nürnberg“ (Juni 1868), „Das Rheingold“ (September 1869) und „Die Walküre“ (Juni 1870) wurden im Nationaltheater in München uraufgeführt. Die Faszination Ludwigs für die Werke Wagners wuchs so sehr an, dass er ab 1872 sogar komplette Opern des Komponisten für sich alleine aufführen ließ. Er finanzierte auch das Richard-Wagner-Festspielhaus in Bayreuth.
Ludwigs große Verehrung für Wagner und dessen Werke spiegelt sich vor allem auch in dem prächtigen Schloss Neuschwanstein wider, das vor den Toren der Stadt Füssen in einer malerischen Felslandschaft steht. Das opulent eingerichtete und von außen an eine imposante mittelalterliche Burg erinnernde Schloss, war Wagner als Freundschaftstempel gewidmet und zahlreiche Gemälde- und Wandmalereien zeigen Motive aus der Sagen- und Märchenwelt. Neuschwanstein wurde von Ludwig II. als Sinnbild der Romantik erschaffen und diente ihm quasi als bewohnbare Theaterkulisse. Es kam allerdings nie dazu, dass Richard Wagner Schloss Neuschwanstein betrat. Der imposante Prachtbau gehört heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands und wird jährlich von weit über einer Millionen Menschen aus aller Welt besucht. Im Jahre 2007 gelangte Schloss Neuschwanstein sogar in die Endrunde bei der Wahl zu den neuen sieben Weltwundern. Direkt gegenüber steht das romantische Wohnschloss Hohenschwangau, in dem König Ludwig II. weite Teile seiner Kindheit und Jugend verbrachte und wo auch Richard Wagner gelegentlich zu Besuch war.
Im Jahre 2013 ist der berühmte Komponist Richard Wagner wieder in aller Munde. Zu seinem 130. Todestag und 200. Geburtstag, erwarten Kultur- und Musikliebhaber im Wagnerjahr 2013 zahlreiche Höhepunkte. Insbesondere in seiner Geburtsstadt Leipzig und seiner Wirkungsstadt Bayreuth und den Bayreuther Festspielen, wird es dann zahlreiche Specials, Opern und Konzerte geben. Unter anderem kann man am 22. Mai 2013 ein Konzert zum 200. Geburtstag des Komponisten erleben, das von Christian Thielemann, einem der besten Wagnerinterpreten weltweit, zusammen mit dem Orchester Bayreuth und erstklassigen Solisten abgehalten wird. Außerdem werden sowohl an der Oper Leipzig als auch in der Oberfrankenhalle Bayreuth die Frühwerke Wagners „Die Fee“, „Das Liebesverbot“ und „Rienzi“ zu erleben sein. Auf Kultur- und Musikliebhaber warten im Wagnerjahr 2013 wirklich jede Menge Highlights, von denen auch der Märchenkönig Ludwig II. hellauf begeistert sein würde. Wer die Werke Wagners erlebt, kann nachvollziehen, warum Ludwig II. so fasziniert von diesen Aufführungen gewesen ist.